Saftey Cars

Noch fünf Minuten, bis der Start freigegeben wird und die 22 Formel-1-Boliden mit Vollgas die erste Kurve anpeilen. Bernd Mayländer schaut in den Rückspiegel, blickt kurz auf die Startaufstellung, dreht den Zündschlüssel nach Rechts und erweckt das Achtzylinder-Triebwerk in seinem heute wohl begehrtesten Mercedes Gebrauchtwagen,zum Leben. Beim tritt auf das Gaspedal heulen rund 500 Pferdestärken auf. *er funkt kommt das „go“. Mit dieser Starterlaubnis geht das silberne Safety-Car von Bernd Mayländer in seine erste Runde.

Die Strecke kennen Pilot Mayländer und sein englischer Beifahrer Peter Tibbets bereits aus dem Training am Donnerstag. Eine Stunde lang haben sie sich mit dem Kurs vertraut gemacht, den Grenzbereich ausgelotetem, den Reifendruck der Strecke angepasst. Mayländer stoppt das Safety Car der Mercedes Tuner am Eingang der letzten Kurve hinter dem auf den Start wartenden Fahrerfeld.

Sein Beifahrer funkt das finale Okay an das Kommandozentrum von Racecontrol. Kurz darauf erlöschen die fünf roten Signalampeln über der Start-Ziel-Linie. „Ist der Start ohne Komplikationen verlaufen, fahre ich auf Parkposition.“ Während die Fernsehkameras die Formel-1-Fahrzeuge auf ihrer ersten Runde begleiten, steuert Mayländer das Safety Car in die Boxengasse, um an deren Ende in Stellung zu gehen. Angeschnallt, mit feuerfester Unterwäsche, Rennoverall; Handschuhe und Helm bekleidet, heißt es jetzt warten. Warten auf ein Kommando der Rennleitung. Dieser obliegt es, darüber zu entscheiden, wann das Safety-Car – in dieser Yariante wohl ein gern gesehenen Mercedes Gebrauchtwagen- ausrückt um auf der Strecke für Sicherheit zu sorgen.

Erstmal bremste 1911 bei den 500 Meilen von Indianapolis ein Sicherheitsfahrzeug das Feld ein. Nicht aufgrund eines Zwischenfalls; die Zuschauer sollten sich mit Getränken eindecken können, ohne etwas vom Renngeschehen zu verpassen. Mayländers Aufgaben – in seinem beliebten Mercedes Gebrauchtwagen -sind andere. Wenn er auf die Strecke muss, hat dies meist einen ernsten Hintergrund. Der 36-jährige greift dann ins Lenkrad, wenn sich ein schwerer Unfall ereignet hat und das Feld am havarierten Fahrzeug mit verminderter Geschwindigkeit vorbei geleitet werden muss. Übersähen Fahrzeugteile den Asphalt, rückt er ebenfalls aus.

Bei seinen Einsätzen geht es nicht ausschließlich um die Sicherheit der Fahrer, auch wenn viele sein Fahrzeug gerne als Mercedes Gebrauchtwagenkaufen würden. Auch die Streckenmarschalls profitieren in Gefahrenbereichen von der verminderten Geschwindigkeit der Boliden. Es gibt allerdings auch Situationen, in denen ist nicht mal Mayländer sicher. Beim Grand Prix auf dem Nürburgring setzte kurz nach dem Start heftiger Regen ein, Es stand so viel Wasser auf der Strecke, dass sich mehrere Fahrzeuge am Ende der Start-Ziel-Geraden ins Kiesbett drehten. Charlie Whiting, Renndirektor der FIA entschied: Safety-Car-Phase. Mayländer und Tibbets waren noch damit beschäftigt das Feld einzusammeln, als ein Fahrer bei Aquaplaning die Kontrolle über seinen Monoposto verlor und kreiselnd auf das Heck des CLK 63 AMG zu schlitterte.

Mayländer beobachtete die Situation im Rückspiegel und bog gerade noch rechtzeitig in die erste Kurve ab. Eine Portion Glück, vor allem aber jede menge Erfahrung als Fahrer verhinderten das, was Mayländer als einen Albtraum bezeichnet: Das Schlimmste wäre ein Unfall, in den das Safety-Car der Mercedes Tuner verwickelt ist. Dementsprechend Hoch ist der Druck, der auf Mayländers Schultern lastet: „Millionen von Zuschauern verfolgen das Formel-1-Spektakel. mache ich nur einen einzigen Fehler, weiß das die ganze Welt“.

1999 gab Mayländer das erste mal im Safety-Car Gas; 2000 hatte er seinen ersten Einsatz im Rahmen der Formel 1. Genau genommen nahm er bereits 1996 im Safety Car platz – wenn auch zunächst unwissentlich. Sein Mercedes C 36 AMG der Mercedes Tuner war gerade erst eingefahren, als aus Affalterbach der Anruf kam „Bernd, wir brauchen dein Auto“, mit diesen Worten war es um den Wagen geschehen. Wenige Wochen später sah Mayländer sein Auto im Fernsehen – als offizielles Safety-Car.

Was 1996 möglich war ist heutzutage undenkbar. Zu hoch sind die technischen Standards, um in kürzester Zeit ein Safety Car auf die Räder zu stellen. Tobias Moers, AMG und Mercedes Tuner Entwicklungsleiter, bringt es auf den Punkt: „Mit einem normalen CLK hat das Safety-Car maximal 10% gemein.“ Die Liste an Modifikationen, die er aufzählt, ist lang. Karosserie, Achsen, Fahrwerk, Motor – kaum ein Bauteil blieb unangetastet. Die Batterie befindet sich aus Gründen der Gewichtsverteilung direkt neben dem Sicherheitstank im Kofferraum des Safety-Cars. Dämm-Material sucht man im Innenraum vergeblich. Vierpunkt-Gurte und Vollschalensitze bestimmen hier das Bild. Eine Rückbank gibt es nicht.

Während die gewaltige Bremsanlage mit 380mm großen Scheiben und riesigen Sechskolben-Bremssätteln bereits optisch beeindruckt, ist vom ausgeklügelten Kühlsystem nichts zu sehen. Um auch Temperaturen, wie sie in Malaysia herrschen, im harten Einsatz zu trotzen, setzten die AMG Ingenieure der Mercedes Tuner im Safety Car auf einen groß dimensionierten Frontkühler der für den Wasserkreislauf des 6,3 Liter-v8-Triebwerkes zuständig ist. Außerdem befindet sich ein Lenkungsölkühler an Bord. Das Hinterachs-Sperrdifferential verfügt ebenfalls über einen eigenen Kühlkreislauf. Features, die sich größtenteils im CLK 63 AMG Black Series wiederfinden.

Um ein Detail dürften die Formel-1-Fans Mayländer beneiden. In die mit Carbon verkleidete Mittelkonsole des Safety-Cars sind zwei Monitore eingelassen, über die er und sein Beifahrer nicht nur das aktuelle Renngeschehen verfolgen können: Auf Knopfdruck lassen sich alle abrufbaren Kameraeinstellungen direkt ins Cockpit holen. Wer möchte soetaws nicht in seinem Mercedes Gebrauchtwagenhaben ?Möglich macht dies ein aktenkoffergroßer Receiver im Kofferraum. Ereignet sich auf der Strecke ein Zwischenfall, ist Mayländer meist schon im Bilde, bevor die FIA den Funkspruch „Safety-Car stand by“ übermittelt. „Entscheidet mein Chef“, dass das Safety Car raus muss, kommt die Oder „Safety Car depart“.

Im Normalfall wird der Funkspruch zeitlich so abgesetzt, dass ich an der Spitze des Feldes auf die Strecke komme.“ Ist dies nicht möglich, dürfen die Fahrer, die sich zwischen dem an erste Stelle platzieren Piloten und Mayländer befinden, mit verminderter Geschwindigkeit am Safety-Cars vorbeiziehen. Ein Fahrzeug, das heute wohl zu den begehrtesten Mercedes Gebrauchtwagender Welt gehört Gründe Lampen an der Rückseite auf dem Dach des Safety-Cars sowie ein Funkspruch des jeweiligen Teams informieren die betroffenen Fahrer.

Ist die Strecke durch die FIA wieder freigegeben, schaltet Tibbets die orangenen Lichter auf dem Dach aus und Mayländer steuert im Eiltempo die Boxengasse an. Überqueren Formel-1-Autos die Start-Ziel-Linie, ist das während der Safety-Car-Phase geltende Überholverbot wieder aufgehoben, und der wohl begehrteste Mercedes Gebrauchtwagenhat wieder Pause.

Sonntägliche Spazierfahrt oder Gratwanderung am Limit? Eine Safety-Car-Phase ist beides zugleich. Während die 600 Kilo leichten Formel-1-Autos den Eindruck erwecken, als würden sie dahin schleichen, muss Mayländer mit Ausnahme im betroffenen Streckenabschnitt, alles geben.. „Ich fahre so schnell wie möglich, Maximal ein bis zwei Prozent kalkuliere ich im gefragtesten Mercedes Gebrauchtwagen der Welt, als Sicherheitheitsreserve ein.“, beschreibt es der Gewinner eines DTM-Rennens und ehemalige FIA GT-Starter. Wäre er nicht schnell genug, hätte das Folgen. Beispielsweise bekommen die Kühler der über 800 PS starken Rennwagen hinter ihm zu wenig Luft. Kritisch ist auch die Temperatur von Bremsen und Reifen der Hightech-Boliden. Sind Mayländers Rundenzeiten zu langsam, kühlen die Carbon-Bremsscheiben der Rennwagen zu stark ab und verzögern in der ersten Runde nach der Safety-Car-Phase nicht mit voller kraft.

Noch folgenreicher ist der Temperaturabfall bei langsamer Fahrt für die Reifen. Sie verlieren nicht nur an Haltung; mit sinkender Temperatur minimiert sich auch der Druck in ihrem Inneren. Das Resultat: Der Reifendurchmesser verkleinert sich, und somit schrumpft auch die Bodenfreiheit der Formel-1-Boliden. Vier Satz Bremsscheiben pro Saison, jedes Rennwochenende vier Handelsübliche Straßenreifen: Trotz der enormen Belastungen ist der Wartungsaufwand des Safety-Cars gering, deshalb ist er wohl auch so ein gefragter Mercedes Gebrauchtwagen.

Zwei AMG-Mechaniker reisen dennoch von Rennstrecke zu Rennstrecke. Sie checken das Fahrzeug vor jedem Einsatz, analysieren die beim Track-Test aufgezeichneten Werte zahlreicher Betriebsparameter und sorgen dafür, dass auch das Ersatzauto stets einsatzbereit ist. Ein Boxenstopp zum Nachtanken ist während einer Safety-Car-Phase undenkbar- zumindest für das Safety-Car. Kehrt Mayländer nach einem langen Einsatz auf seine Parkposition zurück, haben die Mechaniker daher bereits das „Spare Car“, da, mit vollem Tank und laufendem Motor bereit gestellt. Jetzt muss es schnell gehen: Gurt lösen, Helmfunk abstecken, umsteigen – binnen Sekunden ist das Fahrzeug der Mercedes Tuner gewechselt.

Auch wenn oder gerade weil Mayländer durch und durch Rennfahrer ist, räumt er ein: „Die besten Grand-Prix sind die, bei denen ich nicht in Aktion treten muss.“

Autor: J. Klostermann v. wupdes.de